Ich muss auf dich wütend sein, das haben wir gelernt. Es gibt ein Individuum, das schuld ist an einer strafbaren Ungerechtigkeit. Wir müssen erörtern und erstreiten, bis wir uns zur Wahrheit durchgeschält haben. Wir erfinden Röntgengeräte für diese Sachen, damit wir nicht alles aufschneiden müssen.
Was wenn dabei Angelegenheiten übrig bleiben? Strafbarkeit wäre da, und ein wütender Finger, aber ohne Anweisung, in wessen Richtung er zeigen soll
Die Strafe wartet und wird nicht abgeholt, weil wir uns nicht einigen können, von wem. Dieses Fluchgeschenk steht neben einer Figur und betört alle die vorbeigehen, versetzt sie in Blutrausch, Ekel, sadistische Freude und macht Schönes zu einem Spiel, Versautheit zur Realität ohne Notausgang.
Einem Modell wird das Brett unter den Füßen weggezogen. Ich liebe dich? War nur Spaß.
Dir wird schwindlig? Selbst schuld.
Ich muss auf dich wütend sein.
Wenn ich mein Herz befrage, vermisse ich dich. Ich liebe niemanden, ich wüsste gar nicht wie das geht. Wenn ich mein Herz befrage, will ich zurück in unsere Nähe.
Ich suche Stellvertreter*innen, Ebenbilder. Ich weiß du hast vergessen mir zu glauben. Wir haben keinen Vertrag, waren aus demselben Uterus verstoßen, aber wer war schon dabei, stimmt das überhaupt.
Unsere Erwachsenen wollten reichen Fremden gefallen um weniger fremd zu sein. Wir buhlten mit diesen Fremden erst um unsere Eltern, bis wir gegen sie um den Gefallen Fremder warben, dass wir selbst nur ein bisschen weniger fremd sind.
Meine Schwester, ich bin nicht deine Schwester. Ich will dir das nur einmal sagen, aber
Du hast mir meinen Mund in schönstem Muster zugestickt. Alle meine Farben explodieren nach hinten aus meinem Kopf in Richtungen die mir egal sind. Meine großen Regenbogenaugen schauen nur zu dir sie wollen es dir sprühen, ein Druck, wie Kraft sich sammelt. So bitten sie dich, es sammeln Stellvertreter*innen meinen Farbschleim, schmieren ihn auf Ebenbilder, klecksen meine bunten Reste auf ihre Rahmen
Ich sollte netter sein. Du verstehst es schließlich ohne mich zu leben, das fühl ich irgendwie. Aus der Ferne und mit zugenähtem Mund schmeck ich was ich nicht wissen will.
Schwester, ich will dir verzeihen. Ich will die Wahrheit. Ich weiß nicht wie.
Ich dachte Wissenschaft wär einfach. Wahrheit findet statt?
Während ich lebte, lebtest du.
Während du mich nicht mehr kennen willst, erkenne ich dich nicht.
Bin ich zu nett?
Vielleicht sollte mein Finger einfach nur in deine Richtung, und er schafft es nicht über ein Herz. Ich will dass du dabei bist, dass du siehst, wie ich nicht deine Schwester bin. Ich will, weil ich immer glaubte dass du all das eigentlich schon weißt. Als einzige ganz ohne Fragen einfach immer schon das alles weißt.
Ich werde und du hast keine Worte, ich werde Negation und Worte für mich braucht es nicht.
Ich bin einfach nicht deine Schwester. Es ist nicht einmal eine Antwort.
Ich könnte jemand sein, und du bleibst meine Schwester.
Aber ich bin einfach ein Unbezeichnetes, ein Zugesticktes, das Farben explodiert, bis mein Druck nach dir zu schreien wann versiegt. Vielleicht werden die Ausbrüche erst blasser und dann erst schwächer, bis Pastelltöne unkontrolliert aus allen Narben tropfen.
Meine Schwester, all diese Risse will niemand tupfen. Ich weiß ja selbst nicht wie, aber es ist, als könntest nur du mir diese Freiheit schenken, damit ich liebend irgendetwas machen darf, zum Beispiel liebend altern?
Ich will dass es vergeht.
Heute sah ich unseren Film. Ich saß alleine in der Mitte eines Kinos und war zu wütend um zu weinen. Es vergingen mehr als zwanzig Jahre, sie machten eine weitere Version, da irgendwo in der Geschichte kommen wir noch immer vor und weinten mal zusammen.
Ich fürchte, dass nur ich so fühle. Ich weiß nicht wie ich sagen kann “ups, meine Schuld, bitte komm zurück”. Es gibt keins. Alles Zurück war eine Lüge und Gewalt. Neben mir steht eine nicht abgeholte Strafe. Sie wiegt so schwer und mein Finger will nirgendwohin mehr zeigen. Meine Erinnerungen haben mich verflucht und ich bin un —
Alles Aufrichtige ist nur ein Spiel und hinter gebrochenen Spiegeln schauen ernste Fratzen her.
Wenn ich träume, trenne ich mir meine Lippen auf, es fliegen Schmetterlinge, Bienen, Käfer heraus und wenn ich spreche spuck ich Blüten. Wenn ich träume halte ich deine Hände bereit zum Kinderreim. Wir formen wieder Silben die wir zu sprechen längst vergessen.
Deinen Stellvertreter*innen erzähle ich Geschichten, die ich für dich lernte, dass du einschläfst.
Ich versuche nicht mehr zu weinen. Versuche groß zu sein und Stress zu haben, darüber zu vergessen.
Versuche es mit Bitterkeit und deplatzierten Witzen, dem Wuscheln über gekämmtes Haar.
Ich versuche meinen Glauben in der Körnung zu versenken, wo ich an alles Übrige auch nicht glaube.
Als würde mir noch immer hier ein Körnchen dort ein Teilchen fehlen. Als würde ein Sinn uns zusammenfügen.
Du bist meine Schwester. Und ich bin
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